Wenn ein Flugzeug verschwand
in den Tiefen des Ozeans
oder in einem Hafenbecken,
das für andere Schwimmer bestimmt war,
aber willig aufnimmt,
was sich ihm anvertraut,
schlägt die Stunde der Black Box.
Niemand weiß,
was sie enthält,
aber eine kundige Hand
öffnet sie leicht.
Zufrieden ist, wer sie findet.
Denn sie enthält
in den Daten des Untergangs
den Schlüssel zum Überleben
für andere. Richtig gelesen, verrät sie,
was schief lief und wo sich der Fehler verbarg,
der herbeiführte,
was nicht zu verhindern war.
Nun, da man weiß, was geschah,
fällt es leicht zu vermeiden,
was leicht unvermeidlich erscheint,
solange das Wissen fehlt.
Einer Black Box
gleicht dieses Haus.
Es enthält die Information,
aber sein Äußeres gibt sie nicht preis.
Der bloße Wunsch hineinzukommen
vermag nichts.
Ein Fischer, dem sie die Netze zerreißt,
ist weniger ratlos als der Besucher
vor der verschlossenen Tür. Geschrei
schlägt an sein Ohr, gefolgt von Geflüster,
beides sinnlos. Eine sonore Stimme
scheint sich zu behaupten, doch ist sie
enthauptet vielleicht. Kopflos
wandelt sie durch die Gänge und sucht,
was nicht zu finden ist: ein Stück Sohn, an dem sie sich
stößt,
ein Stück Vergangenheit, das geblieben ist,
ein Stück Gegenwart, das aus der Vergangenheit kommt
und weiter will. Doch das bleibt dunkel. Kopflos
ist nichts zu machen. Sich einen aufsetzen
kann jeder.
Ob er passt, ist die Frage.
Ein Absturz, gewiss.
Nun, da man die Trümmer birgt
und ins Museum schafft
oder ins Leichenschauhaus,
wächst die Versuchung zu sagen:
So haben sie gelebt und das hier ist ihr Leben
wie andere auch. Im Museum der Pläne
lebt es sich angenehm. Unter der Erde
kreisen die Karten. Die nächste Runde ist schon gebucht.
Niemandem fehlt, was allen fehlt, und allen
fehlt nichts, denn niemand
kann sie befragen, es sei denn, er nimmt das Gerede,
das ohne Unterlass fortgeht,
für bare Münze. Es ist aber Hohn,
der sich beschwichtigt. Oder ein Widergänger,
der sich erschrickt
vor jedem Gehör.
Da hinein will er und dort
wieder hinaus, doch dazwischen
schreckt das Dunkel. Vollgestopft mit Gerümpel,
das keinem gehört und jeden behindert.
Gelernte Tote. Vom Absturz wissen sie nichts.
Wirklich war nur der Sturz
der Dinge aufwärts, ins Weltall. Während sie dösten.
ging das an ihnen vorbei, auch das Verwundern
ging an ihnen vorbei, es rauschte um sie,
doch die Programme liefen um einiges lauter
und übertönten, was vorging.
So herrschte Unwille in den Gängen, ja.
Ein Passagier hatte wohl Mühe, noch weiter zu folgen.
Grenzwertig nannten sie den und wickelten ihn
in trockene Tücher. Auch soll es Fälle von Panik
gegeben haben. Darüber wissen
wir nichts, woher auch. Die ganze Geschichte
wäre nie ruchbar geworden, auch dafür
finden sich Zeugen. In allem
finden sie sich, das macht sie
unüberwindlich in ihrem Bekunden
und nährt den Zweifel. Was Menschen
einander antun, hat einen Zug zum Verborgenen,
gleichgültig, wo es geschieht. Der geschlossene Raum
setzt sich im offenen durch, keine Frage.
Der geschlossene Raum
setzt sich durch.
Damit endet das Bild.
Schweigen.
Schweigen.
Schweigen.
Hätte das Haus keine Mauern,
hätte es Wände aus Glas,
es bliebe dasselbe.
Scham vielleicht. Auch das Gerede
entstammt der Scham.
Schweigen allein
hält nicht dicht.
Es braucht das Gerede.
Wozu?
Wozu festhalten, wenn es vorbei ging?
Wozu ändern wollen, wo doch
alles sich ändert?
Ein toter Mann
wie Teiresias
hat vielleicht zwei Leben.
Er könnte eins abgeben.