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Das Haus der Iokaste von Ulrich Schödlbauer. Zeichnungen: Manuel Krings
© Acta litterarum 2010

Keiner tritt in dieses Haus ein,
es sei denn, gerufen,
von den allmächtigen Kräften
des Geldes und des Geschlechts.

Zweifellos
liegt es am Meer.

Wo sonst?

Es hat einen Zugang
und eine offene Seite.

Der Zugang weist jeden ab. Die offene Seite
steht Elementarwesen offen
oder Schiffseignern: Leuten,
die den Anker zu werfen wissen
und nicht zu knapp.

Das ist gut. Das ist gut so.
Wäre es anders, man müsste es rügen.

Beginnen wir mit dem Keller.

Die Fundamente sind alt.

Gewechselt hat die Funktion.

Das gilt für das Gemäuer,
geeignet, ein anderes Haus zu tragen,
das gilt für die Räume,
die wenig Licht haben
und niedrig sind,
gewöhnungsbedürftig,
aber Möglichkeiten gewähren,
solche und solche.

Schreibtische findet man dort,
gepaart mit Fernsehern. An den Wänden
Bücherregale.
In den Regalen
die guten Bücher.


Sie selbst.

Hier stören sie nicht.

Die guten Bücher.

Sind sie wirklich so gut?

Es sind die besten.
Die Substanz des Erdachten,
dessen, was übrig bleibt,
wenn der Rest verfault ist,
vom Winde verweht,
zerblasen
von den allmächtigen Helfern
des Schweigens.

In diesem Keller
ticken die Uhren anders.
Eine Liege, gepaart mit Verstand,
das ist ausreichend
für seine Gehaltsklasse.

Weilte er hier?

Er weilte.

Wer hat dieses Haus gebaut?
Der Regen und der Wind
taten es schwerlich.
Die anonymen Kräfte
des Marktgeschehens,
nun, sie ließen es zu.
Der es gebaut hat,
ist längst bankrott.
Heute herrscht hier Iokaste,
die unabänderliche.

Was brachte sie hier herein?

Sie fand einen Partner.

Wie finde ich ihn?

Gute Frage. Sehen Sie sich um.

Nichts wurde hier verändert
seit den Tagen des Laios,
dessen Leiche die Geier fraßen,
der verschwand, spurlos,
von einem Tag auf den anderen,
von einer Nacht auf die andere,
von einem Wort aufs andere,
von einem Schweigen aufs nächste.

Er kam als Laios.
Er ging als Laios.
Als Laie hat er sich eingerichtet
unter der Erde,
aber im Trockenen.

Reden wir nicht von Laios.
Reden wir nicht vom Gewesenen.
Reden wir von etwas anderem.
Von dem, was faul ist.
Von dem, was nicht gelebt hat.

Also von etwas, das es nicht gibt. Auch gut.

Die Leute reden darüber,
als sei es das Richtige.
Das ist seltsam, denn
sie kennen es nicht und würden
es nicht erkennen, liefe
es vor ihnen her oder bräche
neben ihnen aus dem Gebüsch –