THEBANER · THEBANERIN
Worum geht es?
Wir haben zwei Frauen, zwei Männer oder auch
drei Männer und eine Frau, die Grenze
ist nicht leicht zu ziehen. Wären es drei Frauen
und ein Mann, so ginge die Rede anders
vermutlich. Die beiden reden viel,
aber was sie verletzte, ist nicht leicht zu ergründen.
Vielleicht haben sie selbst sich verletzt, so
wie sie es angingen.
Das scheint lange her zu sein und keiner der beiden
kann sich daran erinnern. So wie sie davon reden,
kann es nicht gewesen sein.
Das kommt schleichend, das kommt
über Tag und Jahr. Über sie kommt es,
weil sie vielleicht etwas gewollt haben,
das zu groß für sie war oder zu klein
oder einfach nur falsch. Wer will das entscheiden?
Vielleicht haben sie nur gewollt,
was alle wollten, vielleicht
sind sie wie alle und wollen es nur verbergen,
weil sie sonst mit sich selbst brechen müssten,
so sehr sind sie alle.
Dann wären alle wie sie? Das ist kaum zu glauben.
Eher starren alle sie an, als sei, worüber sie reden,
eine Sage vom Mond. Man lächelt darüber und zuckt
die Schultern über das Ungekonnte, das sich da ausspricht.
BEIDE
Denn alle zusammen sind dieses Heute,
das niemals aufhört und keine Vergangenheit kennt,
außer es deutet sie einer im Spiegel, also
seitenverkehrt, damit alles passt und man weiß,
woran man ist, wenn die Nachbarin diesen Gang hat,
den man schon kennt, und der Nachbar
nicht mehr erscheint, der gestern noch freundlich tat,
was von ihm verlangt war, doch scheint sein Vertrag
abgelaufen und wer
ihn jetzt engagiert, entzieht sich der Kenntnis.
IOKASTE · TEIRESIAS
Vielleicht wollen sie alle nur
auf ihre Kosten kommen.
Die Auslagen dafür, ein Mann zu sein, müssen
ziemlich hoch sein, ich habe mir das oft gedacht.
Frau sein ist einfach dagegen.
Sagen wir... es ist dir nicht schwer gefallen.
Nein. Und dafür
bin ich mir dankbar.
Dir selbst? Das kann doch nicht wahr sein.
Das kannst du mir nicht wegreden,
dass ich im Recht war,
so wie ich heute im Recht bin.
Wenn ich einmal Unrecht hatte,
dann habe ich dafür gebüßt.
TEIRESIAS · IOKASTE
Deine Bilanz ist ausgeglichen?
Ich stehe im Plus.
Du stehst wo? Dein Sohn ist
ein toter Mann und du
stehst im Plus?
Und wenn es stimmt, was du sagst,
und wenn er sich selbst zerstört hat,
dann stehe ich immer noch
auf seiner Seite. Das kannst du
nicht verstehen, weil du
dieses Gefühl nicht kennst:
Ich bin seine Mutter.
TEIRESIAS · IOKASTE
Hätte ich nicht eingegriffen,
er hätte dich umgebracht.
Er hätte mich umbringen dürfen.
Er ist mein Sohn, es wäre vielleicht besser gewesen.
Ich habe dich nicht gebeten, dich einzumischen.
Vielleicht hältst du dich das nächste Mal einfach heraus,
wenn es so zwischen uns steht.
Ganz sicher werde ich mich heraushalten.
Ganz sicher. Aber es wird kein nächstes Mal geben.
Es gibt immer ein nächstes Mal.
Du legst immer eins drauf, willst du sagen.
Das überlass bitte mir.
CHOR DER PENDLER
Der König Ödipus hat einen Vater zuviel vielleicht.
Aber das lässt sich leicht beheben. In Wahrheit,
in Wahrheit...
in Wahrheit...
Nein, über diese Schwelle
geht nichts, außer im Rückschritt,
wenn die Stunde schlägt,
die Stunde der wahren Empörung
gemischt mit Weinerlichkeit.
DIE SCHWEBENDEN
Man kann das testen.
In beiderlei Richtung. Doch gibt es auch
die dritte Lösung. Da darf
die Mutter nicht fehlen.
Als Selbsterzeuger
schlägt der zu Buch,
dem die Mutter nicht ausgeht.
Das ist leicht zu erreichen, man muss
es nur gehen lassen, ein Esel
findet von selbst seinen Stall, ein Navigationsgerät
ist nicht vonnöten.
CHOR DER PENDLER
Begeben wir uns zurück
in die Arena. Was dort ansteht,
wer weiß es nicht? Und doch
weiß keiner, wie das Stück weitergeht,
das nie begann, das nur dauert, denn das
ist seine Stärke, es mag
schwach sein und Längen haben, die keiner
recht überblickt, der sich nur wundert,
wie es kommt, dass ihm nichts entgeht
bei sporadischer Einsicht. Vielleicht täuscht er sich auch.
Glücklich sollte man ihn
dann schätzen, denn er kennt nicht
das Maß seines Unglücks.